Nicht alle der in der Unterseehalle eintreffenden Gäste konnten sich unter der Ausschreibung für den Seniorennachmittag etwas vorstellen. Dort war nämlich zu lesen, dass die Begegnung mit drei Frauen aus biblischen Zeiten zu erwarten sei. Entsprechend neugierig und erwartungsvoll betraten sie das frühlingshaft dekorierte Foyer – und standen drei lebensgrossen Frauenfiguren gegenüber, eingekleidet in traditionelle Gewänder und mit stilechten Accessoires an ihrer Seite…
Nach einer allgemeinen Einführung zur Situation der Frau in der antiken und speziell in der biblischen Zeit suchten Anita Wirz und Susi Kündig das Gespräch mit den drei besonderen Gästen aus dem Alten Testament. Es stellte sich heraus, dass sie alle nicht unbedingt den damaligen Erwartungen an eine Frau entsprachen, ganz im Gegenteil: die drei nahmen ihr Schicksal nicht einfach widerstandslos hin, sondern setzten sich gegen die geltenden patriarchalen Normen vehement zur Wehr. Damit forderten sie die Gesellschaft zwar heraus, doch dies sollte sich auszahlen: nach ihren persönlichen Schicksalsschlägen durften sie als wertgeschätzter Teil der Gemeinschaft unverhoffte Freuden und eine neue Art von Erfüllung erleben – und selbst viele Jahrhunderte später zeigte sich, dass ihr Widerstand an ganz unerwarteter Stelle nochmals honoriert wurde: Die Namen von Tamar, Rahab und Ruth erscheinen nämlich im Neuen Testament im Stammbaum von Jesus höchstpersönlich – an einem Ort, der normalerweise ausschliesslich Männern vorbehalten ist. In dieser Ahnentafel wird übrigens auch Bathseba, die Frau von König David, als vierte Frau ausdrücklich erwähnt. Leider konnte sich die spätere Mutter des sprichwörtlich weisen König Salomos aus zeitlichen Gründen an diesem Nachmittag in Berlingen nicht persönlich vorstellen…
Mit zahlreichen spannenden, überraschenden und unverhofften Eindrücken, mit orientalischen Klängen im Ohr und mit einem der letzten Berlinger-Zvieri aus der Küche von Familie Albrecht im Magen traten die Gäste in den regnerischen Abend hinaus – gestärkt mit Segenswünschen und bereit, den Frühling in Empfang zu nehmen…
Das Organisationsteam bedankt sich ganz herzlich bei allen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen dieses rundum stimmigen Nachmittages beigetragen haben – und wir freuen uns, Sie alle am 22. Oktober wieder willkommen zu heissen. Dann gehört unsere volle Aufmerksamkeit einer ganz besonderen Knolle…