Du bist ein Gott, der mich sieht (1. Mose 16,13)
Was für ein wunderbares Bekenntnis. Die Sklavin Hagar wird von ihrer Herrin Sara, der Frau von Abraham, im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt. Sie ist allein und verzweifelt. Da spricht ein Engel sie an, wie die Bibel schreibt, und Hagar entdeckt in ihm Gott. Hagar sieht Gott. Sie erkennt, dass er sie ansieht. Es ist ein Sehen und Gesehenwerden, was es nur gibt, wenn es ein Gegenüber gibt, ein Du. Eine Verbindung zwischen Gott und Mensch, die lebendig macht und eine unbändige Kraft enthält. Plötzlich spürt Hagar, da gibt es jemanden, der sie im Blick hat, der auf sie achtet, der nach ihr schaut.
Angesehen zu werden, ist ein Grundbedürfnis unserer Seele. Wir brauchen Augen, die uns mit Liebe betrachten, um leben zu können. Augen, die uns meinen, so wie wir sind. Augen, die nicht auf unseren Einfluss, unsere Leistung oder unser Geld schauen. Gottes Augen der Liebe sind ein Geschenk. Er beobachtet uns nicht aus der Ferne mit Videoüberwachung, um uns zu kontrollieren. Gott ist kein Gaffer, der hilflos oder schaulustig am Strassenrand unseres Lebens steht. Keiner, unter dessen Blick wir erstarren müssten vor Angst oder Scham. Gott ist ganz anders. Er schaut hin und sieht uns an. Wir werden nicht übersehen und er wendet sich niemals von uns ab. Sein freundlicher Blick beschreibt seine Einstellung zu jedem von uns: Du bist gewollt. Du bist geliebt. Du bist wertvoll. Gottes Blick verleiht uns ganz persönlich Ansehen, Wert und Würde. Unter all den vielen Menschen sind wir Gott ganz persönlich wichtig und wertvoll. Gottes „Ja“ richtet uns auf. Seine Liebe umhüllt uns und bringt alles in uns zum Strahlen.
(Miriam Roll)
Diesen Gedanken von Miriam Roll zur Jahreslosung 2023 schliessen wir uns gerne an. Mögen wir alle im neuen Jahr immer wieder erfahren, dass wir liebevoll, wohlwollend und wertschätzend angesehen werden – von Gott und von unseren Mitmenschen – ganz unabhängig davon wer wir sind, was wir haben, was wir tun oder auch nicht.
Wir wünschen Ihnen von Herzen ein gesundes, dankbares und zufriedenes neues Jahr. Seien Sie behütet und gesegnet!
Die Kirchenvorsteherschaft und Pfarrerin Susi Kündig-Koch